Naturschutzgebiet „Kronenloch“

Knabenkraut im Feld

Das 532 ha große „Kronenloch“ ist das südliche der beiden Naturschutzgebiete, die als Ausgleichsmaßnahme für die Eindeichung des Speicherkooges Dithmarschen ausgewiesen wurden. Der Plan, in einem eingedeichten Koog einen von der Tide beeinflussten Salzwasserbiotop zu entwickeln, war seinerzeit einmalig an der Westküste Schleswig-Holsteins. Nach der Fertigstellung des Ein- und Auslaufsiels erfolgte ab 1986 der Einstrom von Nordseewasser im Regelbetrieb. Hierbei wird Salzwasser über den binnendeichs liegenden Meldorfer Hafen in die zu einem Ringkanal ausgebauten ehemaligen Prielsysteme geleitet. Das Wasser umströmt eine Insel aus ehemaligen Watten und fließt schließlich über das Auslaufbauwerk im Norden wieder in die Nordsee zurück. Aus technischen Gründen unterscheiden sich die künstlichen Gezeiten im Kronenloch erheblich von denen der Nordsee. Während der Tidenhub in der Meldorfer Bucht durchschnittlich 3 m beträgt, fällt dieser im NSG mit 0,5 bis 0,7 m deutlich geringer aus. Das Auflaufen des Wassers dauert 2 ½ Tage, das Ablaufen etwa einen Tag. Das NSG Kronenloch ist insbesondere wegen seiner herausragenden Bedeutung für die Vogelwelt ein Teil des Europäischen ökologischen Netzes „Natura 2000“ (FFH-Gebiet und Vogelschutzgebiet).

Landschaft im Wandel der (Ge-) Zeiten

Uferschnepfen

Die ehedem vegetationsfreien Watten wurden nach der Eindeichung rasch von der Pflanzenwelt erobert. Offene Sand- und Schlickflächen sind heute auf die schmale Wasserwechselzone beschränkt. Der eingeschränkte Salzwassereinstrom der „Kunsttide“ hat zu einer allmählichen Aussüssung des Gebietes geführt. Nur noch auf niedrig gelegenen Flächen ist Salzwassereinfluss bemerkbar. Neben Quellerfluren finden sich hier Salzwiesen mit der Strandaster als charakteristischer Art. In höher gelegenen Bereichen haben sich demgegenüber Süßwiesen-Gesellschaften mit seltenen Orchideenarten wie der Sumpfstendelwurz oder dem Übersehenen Knabenkraut entwickelt. Seitdem 1984 die Beweidung aufgegeben wurde, lässt sich eine natürliche Entwicklung der Tier- und Pflanzenwelt beobachten. In deren Folge sind weite Teile der ehemaligen Wattflächen heute von Schilfröhrichten und Weidengebüschen besiedelt.

Vogelwelt

Nonnengänse im Wasser

Mit dem fortschreitenden Wandel der Vegetation hat sich auch das Artenspektrum der Brut- und Rastvögel verändert. Während in den ersten Jahren noch die Küstenvögel wie Möwen und Seeschwalben überwogen, haben mit der zunehmenden Verschilfung typische Arten der Röhrichte Einzug gehalten. So gehören neben Blessralle, Haubentaucher und Schilfrohrsänger heute auch Bartmeise, Rohrweihe und das Blaukehlchen zu den regelmäßigen Brutvögeln. Für die Rastvögel sind vor allem die ausgedehnten Wasserflächen von Bedeutung. Die Umlaufrinne dient zahlreichen Limikolen und Entenvögeln als Nahrungs- und Rastplatz. Von Alpenstrandläufern, Großen Brachvögeln, Knutts, Nonnengänsen, Pfeifenten bis hin zu Zwergschwänen ist nahezu das gesamte Artenspektrum der Nordseeküste zu beobachten. Dazu gesellen sich auch einige seltene Gäste wie Sichelstrandläufer oder Mornellregenpfeifer, die hier auf ihrem Weg zwischen den Brutgebieten in der nordischen Tundra und ihren afrikanischen Überwinterungsgebieten einen Zwischenstopp einlegen. Jedes Jahr rasten Nonnengänse, Alpenstrandläufer, Dunkle Wasserläufer und Grünschenkel in Bestandszahlen von internationaler Bedeutung.